Denkmalpflegerische und funktionale Informationen zur Innenraumgestaltung der Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig

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Zum Innenraum der Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig
Die Stiftung fördert im Rahmen ihrer finanziellen Mittel die Schaffung und Nutzung einer Stätte, die in baulicher und funktionaler Einheit zugleich Universitätskirche und Aula ist und sich im Inneren weitgehend am historischen Vorbild orientiert.


Landesbischof Jochen Bohl hat am Ende einer viel beachteten Predigt in der Leipziger St. Nikolaikirche anlässlich des 40. Jahrestages der Sprengung der Universitätskirche St. Pauli am 30. Mai 2008 prägnant herausgestellt, welche historische Bedeutung der gemeinsame Ort von Aula und Universitätskirche hat:
"Vor 40 Jahren sollten Glauben und Wissen getrennt werden, sie gehören aber zusammen. Es ist gut, dass sie auch in der Zukunft am Leipziger Augustusplatz einen gemeinsamen Ort besitzen werden. Eine Wand sollten wir nicht zwischen sie stellen. Amen."



Innenraum der Universitätskirche St. Pauli im 18. Jahrhundert
Innenraum als Aula und Universitätskirche St. Pauli, Entwurf EEA Erick van Egeraat

   Innenraum Universitätskirche St. Pauli im 18. Jahrhundert          Neubau Aula & Universitätskirche EEA, Erick van Egeraat                                                                                                            Mit freundlicher Genehmigung von epd-BILDERDIENST



Der Kustodie  der Universität Leipzig unter Leitung von Dr. Rudolph Hiller von Gaertringen gebührt das Verdienst, sich auch mit Unterstützung privater Spendeninitiativen in mehrjähriger Arbeit der aufwändigen Restaurierung der mehr als 50 Epitaphien, Bilder und Skulpturen  gewidmet zu haben, die im Chorraum der Universitätskirche künftig gezeigt werden sollen.

Der ehemalige Landeskonservator in Sachsen, Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Magirius hat sich im Dezember 2008 in einer Stellungnahme zu wichtigen denkmalpflegerischen und funktionalen Fragen der Innenraumgestaltung geäußert:
"Der Innenraum des "Paulinums" an der Stelle der 1968 gesprengten Universitätskirche St. Pauli ist vom Bauherrn, dem Freistaat Sachsen, und vom entwerfenden Architekten Erick van Egeraat als "Erinnerungsarchitektur" konzipiert. Der langgestreckte, dreischiffige und mit der Andeutung eines Gewölbes versehene Raum soll an den spätgotischen Zustand der Kirche erinnern. Auch die zukünftige Nutzung lehnt sich an diese Tradition an: Der Raum soll als Gottesdienststätte, als Konzertraum und als Universitätsaula dienen. Nicht zuletzt aber werden hier die 1968 unter schwierigen Bedingungen aus der Kirche geretteten Kunstwerke, vor allem mehr als 50 Epitaphe, Bilder und Skulpturen, die zur Zeit mit großem Aufwand restauriert werden, museal gezeigt werden. Dazu gehört nicht zuletzt die 1738 von Valentin Schwarzenberger geschaffene Barockkanzel. (...) Im Sinne der beabsichtigten Erinnerungsarchitektur wäre es falsch, den Chor als Gottesdienstraum und "Museum" vom Langhaus als "Aula" und "Konzertraum" durch eine Glaswand abzutrennen. Es käme vielmehr gerade darauf an, den gesamten Raum als einen historisch geprägten erlebbar zu machen. Dabei hat - das zeigen die Fotos aus der Zeit vor 1968 - die Kanzel eine entscheidende Rolle als Bindeglied zwischen dem Chor und dem Langhaus gespielt. Eine andere Stelle als die historisch vorgegebene ist für die Kanzel kaum denkbar. Es scheint völlig unverständlich, wenn heute die historische Kanzel nicht aufgestellt werden dürfte. (...) Schließlich möchte ich mich als Denkmalpfleger noch einmal entschieden für das Anbringen der Epitaphe an Wänden aussprechen. Die großenteils riesigen, in der Mehrzahl aus Stein gearbeiteten und stark in den Raum hinein wirkenden Objekte benötigen als Fond Wände, wie sie einst in der Universitätskirche mit den Chorabschrankungen vorhanden waren. Die Vorstellung des Architekten, die überlieferten Denkmale gleichsam freischwebend im Raum zu zeigen, widerspricht jeder Einsicht in ihre adäquate ästhetische Wirkungsweise. Hätte der Architekt ein Bauwerk geschaffen, das von jeder Erinnerung an die historische Vorgegebenheit absähe, könnte man sich vielleicht ein solches Spiel mit neuartigen ästhetischen Effekten vorstellen, nicht aber in einem Bauteil, der auch durch seine Nutzung als Kirchenraum ausdrücklich an die ehemalige Universitätskirche St. Pauli erinnern soll."

Vollständiger Text der Stellungnahme von Professor Magirius zu denkmalpflegerischen Gesichtspunkten der Innenraumgestaltung

Die Stiftung ist überzeugt, dass künftige Generationen das vollenden werden, was im Sinne der vorliegenden Stellungnahme von Professor Magirius auf ausdrücklichen Wunsch der Universität Leipzig im jetzigen Neubau vom Bauherrn, dem Freistaat Sachsen, noch nicht verwirklicht sein wird. Es gehört zu den langfristigen Zielen der Stiftung, hieran im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten künftig mitzuwirken.
Stiftung Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig